Freitag, 8. Januar 2010

Zurück in der Zivilisation

Seid ihr alle gut ins neue Jahr gerutscht???!!!! Ich hoffe es doch und wünsche gleich nochmal: „FELIZ AÑO NUEVO“!!!
Bereits nach dem Jahr 2008 dachte ich, dass das neue Jahr 2009 das Vergangene nicht übertreffen können würde. Aber ich wurde mal wieder eines Besseren belehrt und durfte feststellen, dass es 2009 wirklich gut für mich gelaufen ist. Meine Ausbildung schreitet voran, ich habe viel Auslandserfahrung durch mein „semester abroad“ in Argentinien gesammelt, dabei noch Spanisch richtig gut erlernt, und mich einfach in eine komplett neue Mentalität und Kultur eingelebt. Kurzum ich habe viel gelernt, meine Zeit verdammt gut ausgenutzt und mich auf meiner Lebens-Treppe ein Stüfchen höher gebracht.
Ab dem 29. Dezember war ich 2 Nächte lang in der Nähe von Talca – südlich von Santiago. Da wir in diesen Tagen sehr viel Organisatorisches für die Reittour erledigt haben, hat sich meine Bachelorarbeit an einem Fortschritt erfreuen dürfen, während die Anderen danach ihre Zeit am Pool verbracht haben. „Pisco Sour“ ist ja das Nationalgetränk in Chile – ein wenig vergleichbar mit dem Geschmack eines brasilianischen Caipirinhas…..und der hatte mir nach getaner Arbeit am 30. Dezember abends zum Abendessen und danach leider etwas zu gut geschmeckt.
Für die Silvesternacht sind wir dann am 31. Dezember früh morgens in die Wildnis aufgebrochen, und waren zumindest für diese eine Nacht noch einmal in einer Hütte. Strom und dergleichen gab es dort zwar auch nicht, aber zumindest ein Dach über dem Kopf. Den Silvesterabend habe ich also am Lagerfeuer bei einem – wie sollte es anders sein – asado verbracht……aber der Alkohol hat mir an dem Abend gar nicht mehr geschmeckt, und ich war dann auch so müde, dass ich froh war, als ich um Viertel nach 12 endlich in mein Hochbett gehen durfte. War aber ein wunderschöner Datumswechsel!!
Das Jahr 2010 hat für mich mal wieder ausgezeichnet begonnen – mit einem richtigen Abenteuer! Wir sind in ein Kaff namens Vilches gefahren um unsere 5-tägige Reittour in die Anden zu starten. 4 Personen, 4 Reitpferde, 2 Lastenpferde mit Huaso (chilenischer Gaucho) und seinem Pferd. Rucksäcke, Schlafsäcke, Zelte und Verpflegung etc auf die Pferde gebunden, und wir uns auf unsere „Porsche“ gesetzt und los ging´s. Max hatte bereits 2 Mal so eine Reittour in Chile unternommen, Steffi war als Kind mal geritten und Tina und ich hatten null Reit-Erfahrung – also die besten Voraussetzungen für eine spannende Tour!!! Dem ist noch hinzuzufügen, dass der Rundweg den wir gemacht haben auch zu den 50 größten Abenteuern der Welt gezählt wird – aber auf Details zu den steilen Abhängen, denen wir alle glimpflich davon gekommen sind, gehe ich jetzt dann doch nicht ein!
Am ersten Tag sind wir gleich mal 4 Stunden auf dem Pferd gesessen und ich war mal wieder sehr froh um meine Radlhose, die ich unter meine normale lange Hose drunter anziehen konnte…so ein Polster schadet schon nicht!!! Am 1. Januar abends sind wir also an einer Lagune im Nationalpark del Licay angekommen, haben unsere Zelte aufgestellt und erst einmal Pisco am Lagerfeuer getrunken. Nach einem kleinen Abendbrot – als es schon zu dämmern begonnen hatte – haben wir uns dann auch gleich schlafen gelegt. Der zweite Tag, gleichzeitig auch der zweite Tag im Jahr 2010 (schon irgendwie witzig auf diese Art und Weise ein neues Jahr einzuleiten) sollte dann um einiges anstrengender werden. Früh aufgestanden waren wir den ganzen Tag unterwegs. Die Landschaft hat sich alle paar Kilometer um 180° verändert und war noch sagenhaft unberührt und einfach nur schön. Mitten durch die Anden sind wir also dann etwa 10 Stunden unterwegs gewesen bis wir im Krater des Vulkans „Descabezado“ (= der Geköpfte) angekommen sind und in ebendiesem unsere Zelte aufgeschlagen haben. Da wir schon einmal in unmittelbarer Vulkannähe waren, haben wir auch gleich die Gelegenheit genutzt, uns in der heißen Quelle zu baden…..das war wie in einer offenen Therme….einfach super!! Der dritte Tag hat uns dann zuerst zu einem Wasserfall und dann über einige Schneefelder geführt, bis wir nach einer Mittagspause ebenfalls an einem malerischen Fleck an einem wunderbaren Aussichtspunkt am Bergrücken hinter ein paar Felsen unsere Zelte aufgeschlagen haben. Der Boden bestand aus so weißem Kies, dass wir das Gefühl hatten, uns inmitten eines Katzenklos einzuquartieren. Steffi und unser Huaso namens Pancho haben sich mit Gaskochern ein kleines Kochduell geliefert, wodurch wir auf über 2000 Höhenmetern in unserem Zeltlager dann in den Genuss von geröstetem Knoblauchbrot mit karamellisierten Zwiebeln und einer ausgezeichneten Gemüsesuppe gekommen sind bevor wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang miterleben durften. Vielen Dank nochmal!! Am vierten Tag sind wir nach einem langen Stück durch Lavafelder tendenziell talwärts geritten und nach einem recht spannenden steilen Schieferplattenpfad endgültig wieder im Grünen gelandet. Nachdem wir uns durch einige Felder von Sträuchern gekämpft hatten, kamen wir an einem kleinen Bach heraus neben dem eine gut geschützte kleine Wiese war. Dort haben wir natürlich unser Nachtlager errichtet. Während ich Holz für´s Lagerfeuer geholt hatte, haben die Anderen unser Abendessen hergerichtet. Steffi und Max haben sich dann schon recht früh in ihre Zelte zurückgezogen während Tina und ich unseren Pancho über sein typisch chilenisches Leben ausgefragt haben – Kommentare von Steffi aus dem Zelt hinter uns – während Max auf der anderen Seite der Wiese schon zu schnarchen begonnen hatte – jedoch inklusive. Sehr lustig!! Der fünfte und letzte Tag bestand dann wieder aus Zeug zusammenpacken, nurmehr 4 Stunden zurückreiten und wieder Organisatorischem. Kaum, dass wir in Vilches angekommen sind, wurden wir im Kiosk mit einer „Casuela“ (=„chilenische National-Suppe“) und Pisco empfangen. Danach ging´s dann über den Busbahnhof zum Ticket kaufen zurück nach Talca in unsere vorherige Unterkunft, wo ich meinen Computer und meine großen Rucksack gelagert hatte, weil auf die Reittour ja nur das Nötigste mit sollte. Nach einigen Tagen Katzenwäsche endlich mal wieder lange und heiß duschen, die beiden Rucksäcke mit meinem ganzen Hab und Gut zusammenpacken, noch schnell ein Gläschen Wein mit Tina, Steffi und Max schlürfen, dann noch nen noch schnelleren Abschieds-Pisco auf Steffi´s Geburtstag und schon hat mich das Taxi abgeholt und zum Busbahnhof gebracht. Tina und Steffi sind die Nacht noch in Talca geblieben und dann am nächsten Tag wieder zurück nach Buenos Aires aufgebrochen. Mein Nachtbus fuhr jedoch schon gegen 22.30h ab, wo ich am Dreikönigstag in der Früh in Osorno angekommen bin – also noch weiter im Süden. Erika hat mich dann gleich vom Terminal abgeholt und mit einem schönen Frühstück bei ihr daheim verwöhnt. Mittags sind wir bei Freunden von ihr auf ein asado eingeladen gewesen, so dass ich nach 2 Wochen hauptsächlich Deutsch reden mal wieder mein Spanisch auspacken musste. Und nun genieße ich den Luxus, ein eigenes Zimmer und Badezimmer in ihrer Wohnung mitten im Stadtzentrum für ein paar Tage bewohnen zu dürfen. Nach einer Woche lang in teilweise klirrender Kälte mit Handschuhen und dergleichen in Zelt oder Bus schlafend genieße ich das nun ganz besonders!!!
Heute waren Erika und ich zwischen ein paar Vulkanen im Nationalpark Puyehue – direkt an der argentinischen Grenze auf Höhe von Bariloche – auf einer 6-stündigen Wanderung……und nach ein paar Tagen hier in Osorno breche ich dann noch weiter in den Süden auf…..ihr hört ja dann von mir…..nächste Woche dann auch wieder mit Fotos….mit dem Rückblick über den 6. Monat – womit ich dann schon ein halbes Jahr weg bin..unglaublich!!
Bis dann, eure Verena

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen